Herr de Klein, Hand aufs Herz: Wird das Thema Einsatzhygiene von den Feuerwehren in Deutschland so ernst genommen, wie es ernst genommen werden müsste?

Von Seiten der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) gab es bereits seit 2014 Empfehlungen für die Einsatzhygiene, etwa nach Bränden. Obwohl diese Empfehlungen frei im Internet zu finden waren, kannte sie doch nur Wenige. Seit 2016 hat das Thema Einsatzhygiene dank Aufklärung und Sensibilisierung immer mehr Wahrnehmung erhalten, unter anderem durch Internet-Portale wie Feuerkrebs.de, Einsatzstellenhygiene.de oder auch Einsatzhygiene.de. Nachdem die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) viele Informationsveranstaltungen durchgeführt und Informationen zum Thema veröffentlicht hat, werden die Empfehlungen in Deutschland bei Führungskräften und Verantwortlichen durchaus anerkannt. Ende 2020 wurden auch erste Ergebnisse einer deutschen Studie zum Thema veröffentlicht.

Immer mehr Feuerwehren haben Atemschutzgeräteträger in ihren Reihen. Werden die Feuerwehrleute bei der Atemschutz-Ausbildung Ihrer Ansicht nach genug auf die Risiken an der Einsatzstelle hingewiesen? Sehen Sie da Verbesserungsbedarf?

Die Entwicklung der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger ist gut. Leider sehen die Muster-Ausbildungspläne der Ausbildung das Thema Einsatzhygiene leider noch nicht überall vor. Wünschenswert wäre es im Sinne aller Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, wenn Hinweise zum Thema Einsatzhygiene bereits in der Truppmann-Ausbildung standardmäßig vermittelt werden würden. Die 2020 von der DGUV veröffentlichte Information 205-035 mit dem Titel „Hygiene und Kontaminationsvermeidung bei der Feuerwehr“ beinhaltet sehr interessante Aspekte, genügend Material für eine solide Ausbildung für Feuerwehrpersonal bietet.

Was können Feuerwehren tun, um die Einsatzhygiene besser einhalten zu können? Gibt es Produkte, die Sie empfehlen können?

Hilfreich und kostengünstig ist hier zunächst einmal ein gesunder Menschenverstand. Vieles, was beim Thema Einsatzhygiene wichtig ist, tun wir im privaten und beruflichen Alltag bereits im Unterbewusstsein. Hände waschen, verschmutzte Bekleidung bereits außerhalb des Hauses ausziehen – also Tätigkeiten, die jeder von uns bereits privat umsetzt. Es muss nur gelingen, dass wir diese Dinge auch nach dem Feuerwehr-Einsatz umsetzen. Da ist es auch wichtig, eine geeignete Persönliche Schutzausrichtung und Atemschutzgeräte oder auch entsprechende Filtermasken einsetzen. Im Bereich der Persönlichen Schutzausrüstung sollte man darauf achten, dass die verwendeten Gegenstände eine gute Reinigungsfähigkeit besitzen. Geeignete und auf die Einsatzbedürfnisse anpassbare Schutzkleidung, wie etwa ein Multilayer-System von Ballyclare können hilfreich bei der Aufbereitung sein. Bei der Beschaffung von Feuerschutzhauben sollte man darauf wert legen, dass das Produkt über eine Extra-Schicht mit Partikelschutz verfügt. Dadurch wird die Haut im Hals- und Nackenbereich nachweislich deutlich besser geschützt. Reinigungstücher Firewipes zur Dekontamination der empfindlichen Gesichtshaut sollte für Einsatzkräfte ebenfalls immer bereitgestellt werden. Für die Ausrüstungsgegenstände sollten außerdem geeignete Transportmittel wie Säcke und Kisten benutzt werden, um eine weitere Ausbreitung von Partikeln zu vermeiden und sie womöglich bereits an der Einsatzstelle zumindest grob zu reinigen.

Hat die Corona-Krise Ihrer Meinung nach das Hygiene-Bewusstsein bei Feuerwehrleuten beeinflusst? Wäre eine größere Wahrnehmung dieses Thema nicht einer der wenigen Vorteile, die man aus der Pandemie mitnehmen könnte?

Das wird sich denke ich noch herausstellen. Ich glaube aber schon, dass die Feuerwehr-Einsatzkräfte die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bis dato sehr gut umgesetzt haben, um die geforderte Einsatzfähigkeit gegenüber unseren Bürgern zu gewährleisten. Die Einsatzkräfte sind gerade bei diesem Thema sehr sensibel geworden und achten auf Ihren Eigenschutz. Ich würde mir wünschen, dass wir diese Vorsichtsmaßnahmen in großen Teilen noch stärker verinnerlichen, und auch nach einem Ende der Pandemie für unseren Schutz und Gesundheit weiter fortführen.