Feuerwehrrente: Gute Idee oder falscher Ansatz?

Autor: Dominik · Veröffentlicht am:

Mittel gegen Nachwuchsmangel und Zeichen der Anerkennung: Zusatzrenten für Freiwillige Feuerwehrleute werden heiß diskutiert. Wir haben die Vor- und Nachteile für euch aufgelistet.

Mittel gegen Nachwuchsmangel und Zeichen der Anerkennung: Zusatzrenten für Freiwillige Feuerwehrleute werden heiß diskutiert. Mancherorts wurden sie bereits eingeführt, in anderen Städten, Kommunen oder sogar Bundesländern wird noch darüber debattiert. Wir fragen: Ist die Feuerwehrrente geeignet, um die ehrenamtliche Feuerwehrtätigkeit noch attraktiver zu machen?

Viele Freiwillige Feuerwehren kämpfen mit Nachwuchsproblemen. Dabei geht es ihnen kaum anders als den meisten Sportvereinen und Jugendorganisationen. Einen großen Unterschied aber gibt es zwischen den Feuerwehren und beispielsweise einem Sportverein: Die Zukunft des Systems der Freiwilligen Feuerwehren ist für die Infrastruktur in Deutschland und Österreich unersetzlich. Hinzu kommen die immer stärker steigenden Ansprüche, die unsere moderne Gesellschaft an die Freiwilligen Feuerwehrleute stellt: In Bayern etwa haben die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren von 2015 bis 2019 um 15 Prozent zugenommen, gleichzeitig war ein Mitgliederschwund von vier Prozent zu verzeichnen. In Brandenburg unterschritt die Zahl der aktiven Feuerwehrleute Anfang 2019 erstmal seit der Wiedervereinigung die Zahl von 40.000. Das bedeutet: Mehr Engagement ist notwendig – und wird geleistet von weniger Personen.

Kein Wunder also, dass sich Feuerwehr-Verantwortliche und Politiker vielerorts Gedanken machen, wie man das ehrenamtliche Engagement bei der Feuerwehr künftig attraktiver gestalten könnte. Immer wieder ist dabei die sogenannte „Feuerwehrrente“ in der Diskussion, also eine Art Bonus-Rente für Menschen, die sich jahrelang aktiv in Freiwilligen Feuerwehren für ihre Mitmenschen engagiert haben.

Feuerwehrrente: So funktioniert’s
Im Grunde funktioniert das System der Feuerwehrrente so: Die Feuerwehrrente wird durch die Kommunen als privater Beitrag für freiwillige Feuerwehrleute monatlich an ein Versicherungsunternehmen gezahlt. Hierzu werden aus dem Gemeindehaushalt Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Entweder die betreffende Gemeinde zahlt die Prämien allein oder der Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau gibt noch etwas mit dazu. Die Feuerwehrrente ist somit eine freiwillige private Zusatzrente, ähnlich einer privaten Rentenversicherung oder Rürup-Rente.

Bund, Land, Kommunen – Wer ist zuständig?
In Deutschland ist der Brand-und Katastrophenschutz Sache der einzelnen Bundesländer. Ob auch die Feuerwehrrente Ländersache sein oder stattdessen bundesweit einheitlich geregelt werden soll wird schon seit Langem diskutiert. Eingeführt wurden Feuerwehrrenten bisher überwiegend auf kommunaler Ebene: So hat etwa die Stadt Herzogenrath bei Aachen vor einiger Zeit bekanntgegeben, dass sie die Feuerwehrrente einführen will. Für die aktiven Feuerwehrleute sollen im Jahr 350 Euro in eine Rentenversicherung eingezahlt werden. Dies würde die Stadt etwa 45.000 Euro pro Jahr kosten. Ein Feuerwehrmann mit 35 Jahren freiwilligen Dienst könnte so im Rentenalter mit ungefähr 200 Euro zusätzlicher monatlicher Feuerwehrrente rechnen können.

Auf Landesebene spielt die Feuerwehrrente beispielsweise in Thüringen eine Rolle. Dort wurde sie bereits 2009 eingeführt. Erst Ende 2020 hat die Landesregierung hier eine Erhöhung der vom Land gezahlten Zuschüsse für die Feuerwehrrenten beschlossen, um dort eine Finanzierungslücke durch niedrige Zinsen zu schließen. Zusatzkosten für die Steuerzahler: 2,3 Millionen Euro.

Vorteile im Alter oder im Jetzt?
Klingt doch alles wunderbar, mag sich der Eine oder Andere denken. Doch nicht alle Verantwortungsträger sind von der Idee der Feuerwehrrente restlos begeistert. Der Vorsitzende des bayerischen Feuerwehr-Landesverbandes, Johann Eitzenberger, scheint nicht davon überzeugt zu sein, dass die Feuerwehrrente die ehrenamtliche Feuerwehrtätigkeit wirklich attraktiver macht. Bei einer Anhörung im Innenausschuss des Bayerischen Landtags Mitte Februar sagte er, er fände andere Anreize für die Mitarbeit in der Feuerwehr in vielen Fällen attraktiver. Dazu zählte er beispielsweise Vergünstigungen bei Bahn-Tickets für Freiwillige Feuerwehrleute. So würden „direkt spürbare“ Vorteile und Anreize gesetzt, die für den potentiellen Nachwuchs attraktiver sein könnten, so der LFV-Vorsitzende. Ein Nein zur Feuerwehrrente in Bayern ist dies aber mit Sicherheit auch nicht. Die Entscheidung darüber wurde von der Bayerischen Staatsregierung jedenfalls zunächst vertagt.

Auch von anderen Seiten kommen Alternativvorschläge: In einigen Gemeinden sind etwa Vergünstigungen bei der Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio im Gespräch. Manche Politiker weisen zudem darauf hin, dass sich Freiwillige Feuerwehrleute nicht des Geldes wegen, sondern aus Pflichtbewusstsein und dem Wunsch, anderen Menschen zu helfen, engagieren. So gesehen, so das Argument dieser Politiker, könne man die Leistung der Feuerwehrleute ohnehin monetär gar nicht ersetzen.

In den Bundesländern, in denen die Feuerwehrrente eingeführt wurde, sind die Erfahrungen mit der Zusatzleistung für Ehrenamtliche überwiegend positiv. Ob die Feuerwehrrente ein geeignetes Mittel ist, um gegen Nachwuchsmangel und Personalnot zu kämpfen, wird sich erst noch zeigen. Einig sind sich Feuerwehrleute, Interessensverbände und Politik aber in einem: Die ehrenamtliche Arbeit in den Freiwilligen Feuerwehren ist unersetzlich und für die Sicherheitsinfrastruktur in Deutschland und Österreich von entscheidender Bedeutung. Dass hier Anreize geschaffen werden müssen, um ehrenamtliches Engagement in Zeiten von Individualisierung und Hobby-Overkill weiter attraktiv zu halten, steht dabei außer Frage.

Dominik Sauter

 



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