Großbrand zerstört Holz-Paletten-Zentrum
Brände in holzverarbeitenden Betrieben stellen Feuerwehren vor gewaltige Herausforderungen. Wie schwierig solche Einsätze sein können, zeigt unser Bericht über den Brand eines Holz-Paletten-Zentrums im…
Die Feuerwehr Ilsfeld wurde am 22. Januar 2020 um 21:02 Uhr mit dem Alarmstichwort „Gebäudebrand“ in die Mercedesstraße in Ilsfeld alarmiert. Entsprechend der Alarm- und Ausrückeordnung wurden parallel die Drehleiter, ein Löschgruppenfahrzeug sowie ein ELW 1 der Berufsfeuerwehr Heilbronn alarmiert. Auf der Anfahrt zum Feuerwehrgerätehaus fuhr der Kommandant an der Einsatzstelle vorbei und erkannte, dass die Produktionshalle des Gewerbebetriebs bereits im Vollbrand stand. Von Weitem war eine riesige Rauchsäule sichtbar und Flammen schlugen durch das Dach. Der Kommandowagen der Feuerwehr Ilsfeld rückte als erstes Fahrzeug mit dem Kommandanten und seinem Stellvertreter zur Einsatzstelle aus. Bereits während der Einsatzfahrt wurde über Funk die Gefahrenabwehrstufe auf das Alarmstichwort „Brand Industriegebäude“ erhöht und die Teilorte Helfenberg und Schozach mit jeweils einem Löschgruppenfahrzeug nachalarmiert. Parallel hierzu wurde von der Feuerwehr Lauffen eine weitere Drehleiter mit einem Löschgruppenfahrzeug, der ELW 1 sowie der Gerätewagen Messtechnik des Landkreises Heilbronn angefordert.
Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte hatte sich der Brand bereits auf die vor dem Gebäude gelagerten Holzpaletten ausgebreitet. Der angebaute Verwaltungstrakt zur Robert-Meyer-Straße hin war vom Brand augenscheinlich noch nicht betroffen. Hilfskräfte des Betriebes hatten im hinteren Teil des Grundstücks eine Wohnung, welche nicht vom Brand betroffen war. Ein Mitarbeiter teilte dem Einsatzleiter bei der ersten Lageerkundung mit, dass sich zu dieser Zeit keine Personen mehr in der Produktionshalle aufhielten. Das ersteintreffende Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehr Ilsfeld positionierte sich im Bereich der Tennishalle und begann mit der Brandbekämpfung. Zwei Trupps unter Atemschutz übernahmen die Brandbekämpfung im Hof des Betriebs. Die Drehleiter der Berufsfeuerwehr Heilbronn wurde im Bereich des Recyclinghofes (in der Mercedesstraße) aufgestellt und übernahm von dort mit dem Wenderohr die Brandbekämpfung. Die Löschgruppenfahrzeuge der Berufsfeuerwehr sowie des Teilortes Helfenberg unterstützen die Drehleiter und nahmen weitere Löschmaßnahmen mit Trupps unter Atemschutz vor. Es war schnell klar, dass die Produktionshalle nicht mehr gerettet werden konnte. Daher lag der Schwerpunkt auf dem Schutz der Nachbargebäude. Die Drehleiter der Feuerwehr Lauffen traf nur kurze Zeit später ein. Sie wurde im Bereich der Robert-Mayer-Straße/Kreuzung Mercedesstraße aufgestellt. Auch hier begann man die Brandbekämpfung mit dem Wenderohr.
Die Feuerwehren hatten an diesem Abend mit gleich zwei Problemen zu kämpfen. Zum einen war die öffentliche Wasserversorgung in diesem Teil des Gewerbegebietes für die umfangreichen Löschmaßnahmen nicht ausreichend. Zum anderen hatte es zu dieser Uhrzeit Minustemperaturen, welche das Löschwasser auf der Straße gefrieren ließ. Da der Bürgermeister der Gemeinde Ilsfeld sich vor Ort ein Bild der Einsatzstelle machte, wurde er sogleich beauftragt, die Wassermeister und den Bauhof telefonisch zu verständigen. Die Wassermeister konnten durch das Umstellen der Druckzonen den Wasserdruck deutlich erhöhen. Der hinzualarmierte Bauhof brachte Streusalz an die Einsatzstelle, so dass das Gefahrenpotential von Glatteisunfällen minimiert werden konnte.
Das zweite Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehr Ilsfeld sowie ein weiteres Löschgruppenfahrzeug des Teilortes Schozach übernahmen die Riegelstellung zum benachbarten Gewerbebetrieb in der Robert-Mayer-Straße. Der ELW 1 der Feuerwehr Lauffen übernahm die Einsatzleitung und alarmierte nach Rücksprache mit dem örtlichen Einsatzleiter eine weitere Drehleiter mit einem Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehren Weinsberg und Obersulm sowie den ELW 2 des Landkreises Heilbronn aus Neckarsulm zur Einsatzstelle. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Wasserversorgung nicht ausreichen würde. Das Freibad der Gemeinde Ilsfeld befindet sich gegenüber der Einsatzstelle. Deshalb wurde mit dem Gerätewagen Transport der Feuerwehr Ilsfeld eine Tragkraftspritze sowie ein Rollwagen Beleuchtung ins Freibad gebracht, von wo eine weitere Wasserversorgung aufgebaut wurde.
Der Brand der Produktionshalle konnte nur von außen gelöscht werden. Teilbereiche der Außenwand der Produktionshalle in Richtung Mercedesstraße brachen ein. Dies erschwerte die Löschmaßnahmen und stellte für die Einsatzkräfte eine zusätzliche Gefahr dar. Weitere Mitarbeiter der Firma kamen zur Einsatzstelle. Sie boten an, Palettenstapel mit Gabelstaplern aus dem Gefahrenbereich zu fahren, so dass die Brandlast auf dem Betriebsgelände deutlich reduziert werden konnte. Ein Trupp unter Atemschutz löschte kleinere Brände und Glutnester an den Palettenstapeln ab.
Die Drehleiter der Feuerwehr Weinsberg wurde ebenfalls im Bereich der Robert-Meyer-Straße aufgestellt und unterstützte die Löscharbeiten der Drehleiter aus Lauffen. Mit diesen beiden Drehleitern konnte zusätzlich zur Brandbekämpfung auch eine optimale Riegelstellung für die Tennishalle nebenan errichtet werden. Die Feuerwehr Lauffen nahm eine zweite Tragkraftspritze im Freibad in Betrieb, wodurch genügend Löschwasser für die Drehleitern im Bereich der Robert-Mayer-Straße zur Verfügung stand. Die Feuerwehr Weinsberg förderte über das nahe gelegene Gewässer „Schozach“ noch Wasser für die Drehleiter der Berufsfeuerwehr Heilbronn.
Der ELW 2 des Landkreises Heilbronn aus Neckarsulm stellte sich nördlich der Einsatzstelle im Bereich einer Logistikfirma auf und übernahm die Einsatzleitung des ELW 1. Mit dem ELW 2 wurde eine Abschnittsbildung und Funkkanaltrennung durchgeführt. Die Einsatzstelle wurde in drei Abschnitte und einen Führungskanal aufgeteilt. Den ersten Abschnitt hatte die Berufsfeuerwehr Heilbronn mit den weiteren Kräften aus dem Ilsfelder Teilort Helfenberg im Bereich „Mercedesstraße“. Der zweite Abschnitt beinhaltete die Brandbekämpfung mit den zwei Drehleitern aus Lauffen und Weinsberg und weiteren Kräften aus Ilsfeld im Bereich der „Robert-Meyer-Straße“. Der dritte Abschnitt wurde für die Wasserversorgung gebildet. Hier wurde die Wasserversorgung aus dem öffentlichen Gewässer wie auch aus dem Freibad mit einbezogen.
Mittlerweile schaffte sich auch ein Trupp unter Atemschutz Zugang zum Verwaltungsgebäude und kontrollierte dieses. Im Erdgeschoss gab es zwei Brandschutztüren. Eine davon hielt dem Feuer stand, so dass in diesem Bereich kein Schaden zu verzeichnen war. Die andere Brandschutztüre hingegen war beim Eintreffen der Feuerwehrleute nicht komplett verschlossen, so dass ein Bereich im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes ebenfalls den Flammen zum Opfer fiel. Ein Trupp unter Atemschutz konnte durch ein schnelles Eingreifen eine weitere Brandausbreitung verhindern.
Aufgrund des massiven Einsatzes von Atemschutzgeräteträgern wurde der Abrollbehälter Atemschutz der Berufsfeuerwehr Heilbronn an die Einsatzstelle alarmiert. Dieser stellte sich nördlich der Einsatzstelle im Hof einer Logistikfirma beim ELW 1 auf. Dort wurde auch der Sammelplatz für weitere Atemschutzgeräteträger eingerichtet.
Die DLRG – Ortsgruppe Ilsfeld, welche genau gegenüber der Einsatzstelle beim Freibad ihr Vereinsheim hatte, kam ebenfalls vor Ort und stellte ihre Räumlichkeiten zum Aufwärmen und Sanitäranlagen zur Verfügung. Außerdem wurde in deren Räumlichkeiten zusammen mit dem Roten Kreuz die Verpflegung für die Einsatzkräfte mit Warmgetränken und Essen aufgebaut. Das Rote Kreuz war mit insgesamt 31 Kräften und sieben Fahrzeugen zum Schutz der eingesetzten Kräfte vor Ort. Die DLRG war mit neun Personen im Einsatz.
Der Brand war nur schwer unter Kontrolle zu bringen, da man nicht ins Innere der Produktionshalle vordringen konnte. Es bestand zu diesem Zeitpunkt bereits Einsturzgefahr. So blieb vorerst nur die Brandbekämpfung von außen. Diese erwies sich in einigen Bereichen als sehr schwer, da man nicht an alle Brandherde herankam. Während der Löschmaßnahmen übernahm der Gerätewagen Messtechnik des Landkreises zusammen mit der Fachberaterin Chemie Messungen der Luft und des Löschwassers. Zu keinem Zeitpunkt bestand eine Gefahr für die Bevölkerung oder die Umwelt.
Die Feuerwehr Walheim, aus dem benachbarten Landkreis Ludwigsburg, hatte vom Großbrand Kenntnis bekommen und bot an, mit ihrer Feuerwehr-Drohne zur Einsatzstelle zu kommen. Der Einsatzleiter gab hierfür grünes Licht, was sich im Nachhinein als sehr nützlich herausstellte. Mit der Drohne konnten Bilder aus großer Höhe gemacht werden, die die Brand- und Glutnester innerhalb der Produktionshalle aufzeigten. Die Drohne verfügte zusätzlich über eine Wärmebildkamera, so dass auch diese Bilder zur Bewertung der Einsatzlage und den weiteren Löschmaßnahmen genutzt werden konnten.
Da das Gebäude mit Gas versorgt wurde, wurde der Energieversorger zur Einsatzstelle alarmiert. Als dieser an der Einsatzstelle eintraf stellte sich heraus, dass ein LKW direkt über dem Gasabsperrschieber auf der Straße stand. Der Fahrer hatte sein Fahrzeug am Straßenrand im Bereich der Robert-Meyer-Straße über Nacht geparkt und dieses verlassen. Der LKW konnte nicht bewegt werden. Die Polizei setzte alle Hebel in Bewegung, so dass der Fahrer mitten in der Nacht noch erreicht werden konnte und seinen LKW umparkte. Die Gaszufuhr zum Gebäude konnte vom Energieversorger getrennt werden. Die Stromversorgung für das Gebäude ließ sich nicht so einfach trennen. Hierzu musste der Energieversorger einen Graben vor dem Verwaltungsgebäude ausheben. Gemeinsam entschied man sich, diese Aufgaben auf den Morgen des Folgetages zu verschieben.
Auf dem Betriebsgelände, vor der Produktionshalle, sammelte sich immer mehr Brandschutt an. Dieser stellte ein erhebliches Verletzungsrisiko für die Einsatzkräfte dar und erschwerte die Löschmaßnahmen. Deshalb versuchte man ein örtliches Erdbauunternehmen telefonisch zu erreichen. Ein Mitarbeiter kam mit einem Radbagger zur Einsatzstelle und befreite einen größeren Bereich vom Brandschutt. Sein Kollege traf wenig später mit einem Lastwagen ein und lagerte das Brandgut im Bereich der Zufahrt zum Recyclinghof - außerhalb des Arbeitsbereichs der Feuerwehren.
Zusammen mit der Einsatzleitung entschied man sich den Fachberater Bau des Technischen Hilfswerkes zur Einsatzstelle zu alarmieren. Dieser machte sich ein Bild von der Halle und der Einsturzgefahr und stand den Einsatzkräften der Feuerwehr beratend zur Seite. Gemeinsam mit dem Fachberater und der Baufirma konnte man noch ein Kettenbagger organisieren, so dass die Räder des Radbaggers durch die Nägel der Holzpaletten nicht beschädigt werden konnten. Mit den zwei Baggern an der Einsatzstelle wurde der Bereich vor der niedergebrannten Produktionshalle zügiger vom Brandschutt befreit.
Der größte Teil des Brandes konnte bis gegen kurz vor 0 Uhr in der Nacht gelöscht werden. Es befanden sich aber noch kleinere Brände und Glutnester im Inneren der Produktionshalle. Diese wurden allmählich von den Drehleitern und den Atemschutztrupps vollends abgelöscht. So konnte man nach und nach zwei Drehleitern sowie die Einsatzkräfte an der Einsatzstelle reduzieren. Zuerst wurden die hinzualarmierten Feuerwehren aus dem Einsatzgeschehen herausgelöst. Die Feuerwehrleute der Feuerwehr Ilsfeld wurden in eine Nacht- und eine Tagschicht eingeteilt. Die Nachtschicht übernahm zusammen mit der Drehleiter aus Weinsberg die Brandwache bis zum Morgen sowie kleinere Nachlöscharbeiten. Die Tagschicht konnte sich für ein paar Stunden ausruhen und löste am Morgen die andere Schicht ab.
Bei Tageslicht zeigte sich das ganze Ausmaß des Brandes. Die Stahlträger der Produktionshalle, die das Dach gehalten hatten, waren auf Grund der enormen Hitzeentwicklung komplett verbogen. Das Innere der Produktionshalle viel dem Feuer vollständig zum Opfer. Auch die Außenwandteile zum Betriebsgelände hin waren komplett zerstört. Zwischen dem Verwaltungsgebäude und der Produktionshalle war eine Dehnfuge eingebracht, welche die Einsatzkräfte in der Nacht und am Morgen noch beschäftigte. Die Dehnfuge, welche aus gepressten Holzfasern bestand, glimmte an mehreren Stellen immer wieder auf. Von der Drehleiter aus versuchte man mit „Light-Water“ den Dehnfugenbrand zu löschen. Dies stellte sich jedoch nicht so einfach dar. Nachdem die Drehleiter aus Weinsberg am Morgen ihre Schicht beendete wurde erneut die Berufsfeuerwehr Heilbronn mit einer Drehleiter zur Einsatzstelle alarmiert. Von dieser aus konnte man in manchen Bereichen das Material mit dem Einreishaken aus der Dehnfuge herausreißen, jedoch nicht komplett.
Weitere Kräfte der Berufsfeuerwehr Heilbronn holten im Laufe des Vormittags mit einem Gerätewagen alle benutzen Schläuche und Atemschutzgeräte direkt an der Einsatzstelle ab. So mussten die einzelnen Wehren ihr kontaminiertes Material nicht selbst zu ihren Feuerwehrhäusern zurücktransportieren. Bis zum Nachmittag hielt man die Löschmaßnahmen im Bereich der Dehnfuge aufrecht. Danach einigte man sich darauf, dass die Dehnfuge regelmäßig von Seiten der Feuerwehr Ilsfeld zu kontrollieren sei. Dies wurde dann auch bis zum darauffolgenden Tag durchgeführt. Kühle Außentemperaturen und der einsetzende Regen waren sehr hilfreich, so dass sich der Dehnfugenbrand nicht fortsetzte. Die letzten Einsatzkräfte rückten am 23. Januar um 14:30 Uhr wieder ein. Die Gerätschaften wurden gereinigt und die Fahrzeuge wieder aufgerüstet. Nachdem die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Ilsfeld wiederhergestellt war, konnten sich die Einsatzkräfte von den knapp 20 Stunden Einsatz erholen.
Von der Feuerwehr Ilsfeld waren insgesamt 57 Angehörige im Einsatz. Hinzu kamen noch weitere 62 Kräfte der hinzualarmierten Wehren und die Polizei mit 6 Beamten. „Die Zusammenarbeit aller Hilfs- und Rettungsorganisationen hatte herzvorragend funktioniert!“, so das Fazit der Einsatzleitung.
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