Herausforderung E-Auto

Autor: Dominik · Veröffentlicht am:

Die Zahl der Elektroautos auf unseren Straßen stiegt von Tag zu Tag - die Probleme von Feuerwehren mit verunfallten E-Autos leider auch.

Auf Deutschlands Straßen sind sie mittlerweile bei Weitem keine Ausnahmeerscheinung mehr: Elektroautos. Ihre ständig steigende Zahl hat einen logischen Nebeneffekt: Die Wahrscheinlichkeit, dass auch einmal ein E-Auto in einen Verkehrsunfall verwickelt sein könnte, steigt ebenso deutlich an. Dabei sind Unfälle mit Elektrofahrzeugen aktuell natürlich noch eher die Ausnahme als die Regel: In Deutschland brennen täglich im Schnitt 110 Autos mit herkömmlichen Motoren. Dennoch: Feuerwehrleute werden bei Unfällen mit E-Autos vor ganz neue Herausforderungen gestellt, die sich in den kommenden Jahren in den Feuerwehralltag integrieren werden.

Wie groß die Probleme sein können, die Feuerwehrleute beim Löschen und Bergen eines E-Fahrzeuges haben, zeigt ein Beispiel aus Brandenburg. Dort war im Juli eine 19-Jährige mit einem E-Auto tödlich verunglückt, als ihr Audi E-Tron in einer Kurve aus noch ungeklärter Ursache von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte. Das Fahrzeug fing Feuer, die zur Hilfe geeilten Feuerwehrleute konnten aber zunächst leider nicht eingreifen und mussten von dem brennenden Fahrzeug ablassen, als klar war, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handelte. Unter anderem ließen sich die Türen nicht öffnen. Um doch irgendwie helfen zu können, mussten die Feuerwehrleute Material nachalarmieren – einen Container und einen Feuerwehrkran. Nur mit diesen Mitteln konnte das Wrack kontrolliert ausbrennen. Die Vorgehensweise: Das Unfallauto musste in den Container eingelassen werden, der daraufhin geflutet und 24 Stunden lang überwacht wird. Nur so sind die Feuerwehrleute rechtzeitig zur Stelle, sollte sich die Batterie des E-Autos weiter thermisch zersetzen. Das verwendete Wasser, so teilte der bei dem Brandenburger Unfall zuständige Gemeindefeuerwehrführer mit, musste außerdem mit einem ph-Test geprüft werden, um festzustellen, ob sich Gase oder Stoffe bilden.

Moderne Technik, neue Gefahren
Das Beispiel aus Brandenburg zeigt: Das Löschen eines E-Autos hat oft nur wenig mit jenen Regeln zu tun, mit denen Feuerwehrleute beim Löschen herkömmlicher Fahrzeuge vertraut sind. Denn: Die Batterien eines E-Autos verfügen über eine derart hohe Energie, dass Brände noch schlimmere Ausmaße annehmen können, als es bei herkömmlichen Fahrzeugen der Fall ist. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Selbstschutz der Einsatzkräfte. Bei einem E-Auto können im Fall eines Unfalls ganze Teile – oder auch das gesamte Fahrzeug – unter Hochspannung stehen, was die Helfer selbst stark gefährden würde.

Generell wird über die Brandgefahr und die auftretenden Probleme beim Löschen von E-Uaots schon seit Langem diskutiert. 2019 etwa musste Audi Teile seiner E-Tron-Reihe zurückrufen. Der Grund: Potentielle Brandgefahr. Auslöser könne eine möglicherweise fehlerhafte Dichtung sein, durch die Feuchtigkeit in das Batteriesystem gelangen könnte. So könne es zu einem Kurzschluss kommen und damit zu einem, so Audi wörtlich, „thermischen Ereignis“. In Deutschland waren damals mehr als 2.000 Autos betroffen.

Doch wie gefährlich sind E-Autos wirklich? Aus dem ADAC heißt es: Ein Elektrofahrzeug ist nicht zwangsläufig gefährlicher als ein klassischer Verbrenner. Gefährlich wird es, wenn bei einem Unfall ein Zellenbruch entsteht. Denn dann können Feuerwehren den Brand nicht mehr löschen, sondern nur noch kühlen. So sollen die restlichen Zellen vor Beschädigung geschützt werden.

Feuerwehren fordern Ausbildung und Material
Für die Feuerwehren ist klar: E-Autos werden im Alltag der Technischen Hilfeleistung und Brandbekämpfung auf unseren Straßen in den kommenden Jahren immer präsenter werden. Damit steigt auch die Notwendigkeit, Feuerwehrleute im Umgang mit verunfallten E-Autos zu schulen. Der stellvertretende Landesbranddirektor in Brandenburg, Michael Koch, sagte der Sendung „Brandenburg Aktuell“, die dortige Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz werde dementsprechende Lehrgänge und Fortbildungen anbieten, um die Feuerwehrleute fit zu machen für die Elektro-Mobilität. Andere Bundesländer sind in dieser Richtung ebenfalls bereits aktiv geworden. Für die Feuerwehren – und hier gerade für die Freiwilligen – stellen E-Autos in erster Linie eine neue Herausforderung im ohnehin immer komplexer werdenden Umgang mit Verkehrsunfällen dar.


Text: Dominik Sauter
Bild: iFoto





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