Kinderfeuerwehr – Lösung für das Nachwuchsproblem?
Wie viele andere Organisationen kämpfen auch Freiwillige Feuerwehren um engagierten Nachwuchs. Ein Ansatz dabei: Die Einführung von Kinderfeuerwehren. Aber auf was muss man achten, und wo liegen die Schwierigkeiten…
Schule, Sport, Musikunterricht. Die Stundenpläne vieler Kinder und Jugendlichen sind auch ohne zusätzliche, ehrenamtliche Betätigungen schon sehr voll. Nicht wenige Kinder sind alleine mit ihren regelmäßigen Verpflichtungen schon voll ausgelastet. Da ist es kein Wunder, wenn es Freiwillige Feuerwehren oft schwer haben, geeigneten Nachwuchs für ihre Organisationen zu finden.
Dabei gibt es für den „Kampf um den Nachwuchs" verschiedene Ursachen: Neben einem oftmals ohnehin deutlich strafferen Stundenplan beginnen andere Freizeitaktivitäten – etwa Fußball oder andere Sportarten – schon viel früher mit der Nachwuchsgewinnung. Mit dem Fußball etwa können Kinder schon im Alter von vier Jahren beginnen, bei fast allen Sportarten – von Handball bis Ballett – gibt es Kinder und Kleinkindergruppen, durch die die Kinder frühestmöglich an die jeweilige Aktivität herangeführt werden. Hinzu kommt dann bei etwas älteren Kindern die Konkurrenz durch andere Hilfs- und Rettungsorganisationen wie das Rote Kreuz oder das Technische Hilfswerk, die ebenso um den Nachwuchs buhlen. In den meisten Jugendfeuerwehren liegt das Eintrittsalter bei 12 Jahren – das THW etwa nimmt schon jüngere Kinder auf. Nach anfänglichen Überlegungen, das Mindestalter für den Eintritt in eine Jugendfeuerwehr zu senken, hat sich vielerorts aber eine andere Variante durchgesetzt: Viele Feuerwehren setzen auf die Gründung sogenannter Kinderfeuerwehren. Zwar gibt es solche Kindergruppen in einigen Orten im deutschsprachigen Raum schon längere Zeit – richtig Schwung scheint die Idee der Kinderfeuerwehren aber erst in den vergangenen zwei Jahren bekommen zu haben. Sind Kinderfeuerwehren also zumindest ein Lösungsansatz für das Nachwuchsproblem, das viele Feuerwehren plagt?
Warum Kinderfeuerwehren?
Der Landesfeuerwehrverband Bayern etwa betont auf seiner Website, die Einrichtung einer Kinderfeuerwehrgruppe biete für viele Feuerwehren zunächst einmal „eine interessante Möglichkeit der Brandschutzerziehung und Öffentlichkeitsarbeit“. Doch auch hier betont man, wie wichtig es ist, die Kinder früher – also vor dem 12. Lebensjahr – enger mit der Feuerwehr in Kontakt zu bringen. Immerhin, so stellt der Landesverband fest, seien „Kinder beim Thema Feuerwehr oft sehr begeisterungsfähig.“
Ähnliche Ideen und Konzepte gibt es in nahezu allen anderen Bundesländern, aber auch in Österreich. In Bayern können die als e.V. organisierten Freiwilligen Feuerwehren durch eine Satzungsänderung die Aufnahme von Kindern unter 12 Jahren ermöglichen und für diese Kinder dann eine sogenannte „Kindergruppe“ anbieten. Für die Entscheidung, Kindergruppen zu schaffen und nicht das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr zu senken, gibt der Landesverband diverse Gründe an: Zum Einen bräuchten Kinder eine andere Betreuung als Jugendliche und seien körperlich noch nicht in der Lage, mit den regulären feuerwehrtechnischen Gerätschaften umzugehen. Zum Anderen seien die meisten Jugendwarte mit der Betreuung der Jugendgruppe mehr als ausgelastet und sollten keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen müssen.
Denn: Die Herangehensweise einer Kindergruppe an das Thema Feuerwehr ist eine gänzlich andere als die einer Jugendfeuerwehr: Während bei der JF oft schon sehr konkrete Feuerwehrarbeit betrieben und die Jugendlichen systematisch an den aktiven Dienst herangeführt werden, steht bei den Kinderfeuerwehren naturgemäß der spielerische Aspekt im Vordergrund. In der Kinderfeuerwehr sollte spielerisches Heranführen an das Thema Feuerwehr und das Erlernen allgemeiner Verhaltensregeln für Notfall im Vordergrund stehen - ähnlich wie in der Brandschutzerziehung. Die Kinderfeuerwehren sollen dabei – auch rechtlich gesehen – eine offizielle Vorstufe zur eigentlichen Jugendfeuerwehr darstellen. In den Kindergruppen wird allerdings kein Feuerwehrdienst im eigentlichen Dienst geleistet, die Kinder sind aber bei allen Tätigkeiten in der gesetzlichen Unfallversicherung mit abgesichert.
Und auch auf Bundesebene ist das Thema Kinderfeuerwehr mittlerweile angekommen. Die Projektgruppe „Kinder in der Feuerwehr" der Deutschen Jugendfeuerwehr befasst sich mit verschiedenen Themen rund um das Projekt. Dazu zählt die Frage nach geeignetem pädagogischem Material, mögliche „Kinderfeuerwehr-Ausweise“, die richtige Kleidung, und nicht zuletzt: die passende Qualifikation von Betreuenden. Dabei gibt die Projektgruppe zwar Empfehlungen ab – Die konkrete Einsetzung von Kinderfeuerwehren bleibt aber, wie das gesamte Feuerwehrwesen auch, Sache der Bundesländer. Unter diesen gibt es teils erhebliche Unterschiede, die es zu beachten gilt.
Finanzielle Starthilfen, mehr Engagement
In vielen Bundesländern bieten die jeweiligen Landesfeuerwehrverbände finanzielle Zuschüsse für Feuerwehren an, die eine Kinderfeuerwehr in ihrem Verein gründen wollen. Unter anderem in Hessen und Bayern gibt es hier Fördertöpfe, wobei die Antragsstellung und die erforderlichen Grundvoraussetzungen durchaus unterschiedlich sind. Eines aber hat die Gründung einer Kinderfeuerwehr in allen Orten, Städten und Gemeinden gemeinsam: Für die Feuerwehrleute bedeutet es noch mehr Engagement im Ehrenamt. Denn jede Feuerwehr muss in ihren Reihen engagierte Mitglieder finden, die noch Kapazitäten haben, um die Betreuung einer Kindergruppe zu übernehmen. Darin dürfte für die meisten Feuerwehren die größte Hürde bestehen. Wenn aber geeignete Kameradinnen und Kameraden gefunden werden, könnte die Kinderfeuerwehr zumindest einen bestimmten Teil dazu beitragen, die Personalsituation der Freiwilligen Feuerwehren positiv zu beeinflussen.
Dominik Sauter
Tipp:
Alle Informationen und relevanten Links sowie eine Liste der Ansprechpartner in den Bundesländern zum Thema Kinderfeuerwehren findet ihr unter:
https://jugendfeuerwehr.de/schwerpunkte/kinder-in-der-feuerwehr
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